Details zur Verkostungsnotiz Eintrag erstellt/geändert am 05.07.16 10:24

Bezeichnung: Ex Vero I - Spätfüllung - Landwein
Winzer/Produzent: Werlitsch
Land / Region: Österreich - Südsteiermark
Jahrgang: 2008
Typ: Weißwein
Rebsorte: Cuvée
Alkohol (Vol.%): 12
Verschluss: Naturkork
Weitere Angaben: Cuvée aus ca. 90% Chardonnay und einigen Prozent Sauvignon Blanc sowie Welschriesling
Preis: 15 Euro je 0,75 l (im Handel) bei Lobenberg - 09.12.2014
Bewertung: 3
Preis / Genuss: grandios
Autor/Verkoster: EThC
Verkostungsdatum: 07.01.2016
Eingetragen von: EThC ... [Rückfrage zur VKN an EThC]
VKN im Detail: Die Farbe ist ein deutliches Goldgelb mit Touch ins Bernsteinfarbige, zieht deutliche Schlieren am Glas. Wie erwartet zuallererst ein sehr mineralisches Bukett, Feuerstein und Kellergewölbe, dann Orangenzesten und Lychee in recht intensiver Form, abgeschwächt auch Tamarinde. Viel dichter und gelber übrigens als der "normale" Ex Vero I. Am Gaumen dann schon das typische Ex Vero-Feeling, auch hier die oben beschriebene Sekundäraromatik, auf der Fruchtseite kommt ein leichtes Bitterchen von der Tamarinde mit. Die Säure ist etwas herb, fast wie vom Hopfen, die Spätfüllung hat mit 12 Volt ein bißchen mehr Spannung als die nicht so späte Füllung. Der Abgang ist ellenlang und bietet diese ganz eigentümliche Kombination aus der "sauberen" Fruchtaromatik und dem "Schmutz aus dem Keller".

Wie oben schon angedeutet, ist die Spätfüllung geschmacklich quasi ein Schritt in Richtung Ex Vero II. Er ist nach dem Öffnen schon deutlich gefälliger als der Standard-Einser, aber er bleibt dennoch ein eher polarisierender Wein.

1. Nachtrag nach 48 Stunden mit Luft: War ja klar, daß ein Werlitsch-Wein ohne Nachtrag nicht geht. Also: in der Nase deutlich intensiver geworden, die Früchte drängen nach vorne. Neben Zitruszesten findet man jetzt auch eingemaischte Äpfel, Karambole und Yosterbeeren. Der reduktive Charakter bleibt aber. Eine leicht ölige Note kommt auf, weiters saure Lakritze. Am Gaumen auch herbe Äpfel, Maracuja, etwas Lychee. Immer noch sehr erdig, vielschichtig trotz gefühlt eher wenig Extrakt, daher dem Anschein nach staubtrocken. Also schon signifikant anders als vor zwei Tagen.

2. Nachtrag nach 72 Stunden mit Luft: In der Nase nun saure Mango, Karambole, Maracuja, grüne Tomate, am Gaumen Limette, Blutorange, Tamarinde und weiße Johannisbeere. Der phenolisch-erdige Geschmacksanteil ist jetzt ein bißchen „gefälliger“, aber everybodies darling ist der Ex Vero deshalb noch lange nicht…

3. Nachtrag nach 8 Tagen mit Luft: In der Nase jetzt Apfelmost, Khaki, Maracuja, Tamarinde, Koriander, etwas Tabak, der Blumentopf wird kleiner. Am Gaumen zusätzlich wieder Limette, etwas Pfeffer sowie frisches Heu. Auch eine Spur Sauerkraut kam mir in den Sinn. Mit Wacholderbeeren! Jedenfalls lädt der spätgefüllte Ex Vero I nachhaltig dazu ein, aus der Aromenvielfalt die einzelnen Bestandteile zu extrahieren. Bei diesem Wein kann man dieses Spiel sehr lange mit Freude zelebrieren, deutlich länger als bei den meisten anderen Stöffchen. Außerdem zeigt der Wein jetzt nach 8 Tagen nicht die Spur einer Schwäche. Die Veränderung / Entwicklung über die Tage ist zwar weniger signifikant als beim „normalen“ Ex Vero, aber die Spätfüllung startete für mein Empfinden auch auf einem etwas anderen Niveau.

4. Nachtrag nach 16 Tagen mit Luft: In der Nase dominiert nun die Maracuja neben etwas Tabak, Gewürzgurke und einer feuchten Kellernote. Klingt krass, ist es auch! Am Gaumen setzt sich dieser Eindruck fort, dazu jetzt etwas Mineloa, deutliche Salzigkeit, etwas rauchig, leichte Muskatwürze. Warmer langer Abgang, bei dem ganze Rachen zu glühen scheint. Tut aber nicht weh, im Gegenteil. Ich weiß nicht, wer bei diesem Wein schon mal bis zu diesem Punkt gekommen ist. Und ich weiß auch nicht, was ich in den letzten 8 Tagen alles verpaßt habe. Aber es bleibt einfach spannend!

5. Nachtrag nach 20 Tagen mit Luft: In der Nase schiebt sich die Gewürzgurke weiter nach vorne. Jetzt ist das ja -genauso wie Sauerkraut- für mich nicht unbedingt eine wünschenswerte Aromatik im Wein. Aber komischerweise stört sie hier überhaupt nicht bzw. fällt nicht negativ auf. Es macht wohl die Kombination aus. Denn da sind nach wie vor die Maracuja und Mineloa, naturtrüber Apfelsaft, aber auch alter Ledergürtel und etwas Koriander. Am Gaumen heute noch ein bißchen mehr Rauch, die Früchte sind hier fast weg, etwas Lakritze und nasses Zeitungspapier noch. Der Abgang immer noch recht lang, hier sind juxigerweise wieder Zitrusaromen vernehmbar, die sich am Gaumen gar nicht gezeigt haben. Insgesamt heute aber schon auf dem absteigenden Ast, insbesondere was das Gefühl am Gaumen angeht, Nase und Abgang waren da jetzt deutlich spannender. Der Höhepunkt ist jetzt wohl überschritten, dennoch war dies eine sehr spannende Reise durch die Aromenwelt des Ex Vero I,V…
Trinkreife: trinken oder lagern
Link 1: https://ec1962.wordpress.com/2016/01/27/werlitsch-fortsetzung-ex-vero-15/
Link 2: -
Link 3: -
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